Sehr verehrte Anwesende,
wir gedenken heute der Toten Cerry und Johann Eller, Jakob Schuch, Nikolaus Lerch, Georg Eberhardt aus Nierstein und Rudolf Gruber aus Oppenheim. Indem wir das tun, setzen wir uns dafür ein, dass wir die Erinnerung an das schreckliche Geschehen vor 79 Jahren, die politisch motivierten Morde an fünf unschuldigen Menschen, wachhalten. Die Tat von damals lässt mich noch heute erschaudern.
Die Ermordung dieser fünf Menschen muss uns bis heute eine Mahnung sein. Sie zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir uns für Demokratie und Frieden engagieren. Dazu gehört es auch, Vorurteile abzubauen und freiheitliche und menschenwürdige Lebensbedingungen dort zu erkämpfen, wo es sie nicht gibt, und sie dort zu verteidigen, wo sie angegriffen werden.
2022 wurden in Deutschland knapp 60.000 politisch motivierte Straftaten registriert. Den meisten davon – rund 24.000 – konnte keine ideologische Richtung zugeordnet werden, aber fast genauso viele hatten einen eindeutig rechten ideologischen Hintergrund. Rechtsextremismus ist daher aktuell die größte Bedrohung für unsere freiheitliche demokratische Gesellschaft. Er gefährdet unseren gesellschaftlichen Frieden. Die Zahl rechtsextremer Straftaten ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen – auch in Rheinland-Pfalz. Wir sehen, dass insbesondere in den sozialen Medien unsere Sprache immer mehr verroht. Es ist der Nährboden, aus dem sich Straftaten entwickeln. Für Hass und Hetze darf es daher keinen Raum geben – nicht im Internet und auch sonst nicht.
In Zeiten der Desinformation und der Geschichtsverdrehung ist das gemeinsame Erinnern an die Folgen von Krieg und Gewalt von grundlegender Bedeutung. Inzwischen gibt es kaum noch Überlebende des Nazi-Terrors - die Zukunft der Erinnerung liegt in der Verantwortung von jungen Menschen. Deswegen ist es wichtig, dass wir sie in unsere Erinnerungskultur aktiv einbeziehen. Meine Bitte an alle, die heute hier sind: Wir dürfen niemals nachlassen, für Demokratie und Frieden einzutreten. Nie wieder ist jetzt!